Als am 17. Juli 1635 der General Hatzfeld mit seinen Kroaten auf der noch heute Blutacker genannten Höhe über dem alten Barbarossaschlosse erschien und drei Tage sein schweres, Tod und Verderben bringendes Geschütz auf Schloss und Stadt speien ließ, lag gar bald alles in Glut und Asche. Der schreckliche Verzweiflungskampf der Bürger und der kleinen schwedischen Besatzung konnte den Feind nicht aufhalten.
Als der Feind abgezogen war, glich die Stadt einem Trümmerhaufen und Totenfeld. Wer dem Feind entronnen, hatte sich in den nahen Wald geflüchtet. Sechs Wochen lang soll nach den Ratsprotokollen die Stadt leer gestanden haben. Als die wenigen Überlebenden ihre Heimstätte wieder aufsuchten, mussten sie erst die schweren Schäden, so gut es eben ging, ausbessern. War das Haus gänzlich zerstört, suchte man in Gottes Namen das nächste besser erhaltene. Raum, viel Raum war für alle da.
Noch 1657 musste der Bürgermeister gegen die gefährlichen Feuerungsanlagen in den meisten der bewohnten Häusern einschreiten. Viele entbehrten des Schornsteins gänzlich oder man hatte solche von Holz eingesetzt, um dem lästigen Rauch Abzug zu verschaffen. Die Armut war so groß, dass man nicht einmal die allernötigsten Löschgeräte hätte anschaffen können. Man setzte sein Vertrauen auf den lieben Gott, dass er die Stadt vor neuer schwerer Heimsuchung bewahren möge.
Der Stadtrat wusste nur zu gut, wie kümmerlich die Verhältnisse waren, und erst am 23. Februar 1663 geschah vom Ratsbürgermeister eine Anregung, deren Wortlaut hier ihren Platz finden soll:
Was gestalt lederne Eimer, umb sie Gott vor seyn, bey Feuersnoth zu gebrauchen, mögen herbeygeschafft und bezahlt werden.
Dieser Satz spricht deutlich aus, wie traurig es in jener Zeit mit den unumgänglichen Löschgeräten in Lautern ausgesehen hat.
Im Dezember des gleichen Jahres musste der Stadtrat befehlen, dass die „Schorrensteine“ öfter zu reinigen seien (früher waren eigens Leute dazu angestellt, diese Arbeit zu verrichten). Der Stadtdiener hatte den Auftrag, alle Vierteljahr nachzusehen. Es scheint, dass durch mangelhaftes Kaminreinigen ein Brand ausgebrochen war, da gleichzeitig gerügt wurde, viele seien beim letzten Feuer „ohne Eimer auf dem Brandplatz erschienen“.
Die Bürger wüssten ja, wo der Schlüssel zur Sturmglocke zu finden sey. Auch sollten sofort die Stadttore geschlossen werden. Die Maurer und Zimmerleute hätten am Brandplatze die Dächer abzudecken, damit man das Feuer ausgießen könne. Wer zum Ausschuß gehöre, müsse sich bewaffnet mit Pulver und Blei versehen, am Stadthaus einfinden. Hieraus ist ersichtlich, dass die alte Organisation noch vorhanden war.
1736 wurde vom Stadtrat, wie von altersher, ein Ratsmitglied zum Baumeister gewählt. Demselben waren auch die Löschgeräte, wie Eimer, Bütten, Haken, Leitern und die Feuerspritze unterstellt. Es geht daraus hervor, daß dieses wichtige Objekt wohl auf Anordnung der damaligen französischen Verwaltung angeschafft worden ist.
Im August 1737 wurden bei der Sattlerzunft 100 Stück lederne Feuereimer, das Stück zu 1 Gulden 30 Kreuzer bestellt. Die vorgelegten Proben von Meister Lotz wurden als „Normal“ angenommen.
1741 kam der Feuerspritzenmacher G. Bach von Hungen bei Frankfurt und stellte auf dem Markt eine Spritze aus. Er bat, da die Stadt noch keine größere Spritze habe, eine Probe von der Leistungsfähigkeit seines Werkes abhalten zu dürfen. Sämtliche Ratsherren, Gemeinderäte und Zunftmeister wohnten der Vorführung bei und alles war auf das Höchste von dem Resultat überrascht und man beschloß, sofort eine Spritze bei Bach zu bestellen, vorausgesetzt daß hierzu die Mittel aufzubringen seien.
Der Preis wurde zu 630 Gulden vereinbart. Nach der im Protokoll aufgenommenen Beschreibung soll die Spritze mit Schwanenhals und 100 Fuß ledernen Schläuchen versehen sein, welche je 20 Fuß lang zusammenschraubbar mitzuliefern seien. Die Spritze müsse das Wasser 70 Fuß hoch treiben. Auch wurde, durch unliebsame Vorfälle hervorgerufen, eine strenge Feuerordnung erlassen. Wer sich mit offenem Licht, Kien- oder Strohfackeln auf offener Straße antreffen lässt oder mit brennender Pfeife in Scheuer oder Stall hantiert, wird zu hoher Geld- oder Haftstrafe verurteilt.
Eine weitere Verordnung vom 23. Juli 1766 besagt: Es wurde, weil mehrmals Brände durch mangelhafte Kamine stattgefunden, eine sogenannte Feuerschau eingerichtet, bestehend aus zwei Ratsherren, dem städtischen Kaminfeger und einem Maurermeister, die alle Feuerungsanlagen zu besichtigen hatten und es heißt in der Instruktion: „So sie einen mangelhaften Kamin finden, sollen sie ihn zusammenschlagen“. Ja, man ging so weit, dass man die Bürger, bei denen durch Nachlässigkeit Feuer entstanden, bis 40 Gulden strafte.
1774 wird von kurfürstlicher Regierung Hofmechaniker Beiser nach Lautern gesendet, um die städtische Löscheinrichtung einzusehen. Nach seinem Bericht müsse noch eine Feuerspritze und 80 Eimer angeschafft werden.
Auch bei Waldbränden bestand die Pflicht, dass alle Bürger, soweit sie nicht zur Bewachung der Stadt nötig, sofort mit Schippen und Hacken ausrückten.Wer in der Stadt oder gar im Wirtshaus getroffen, wurde aufgeschrieben und zur Strafe angezeigt. 1785 wird das Verbot, in Scheunen und Ställen zu rauchen noch dahin verschärft, dass man bei Strafe von 15 Gulden sogar nicht auf der Straße rauchen durfte.
1785 wurde in einer Rückantwort an die Regierung berichtet, Lautern besitze zwei große und mehrere kleine Feuerspritzen. 1786 wurde auf Antrag des Ratsbürgermeisters abermals von der Feuerschau sämtliche Kamine und Feuerungsanlagen nachgesehen und es stellte sich dabei heraus, wie Ratsherr Karcher berichtet, daß trotz strengem Verbot, noch hölzerne, sowie halbe, nur bis unters Dach reichende Kamine und Strohdächer im Stadtbezirk gefunden worden seien.
Die französische Revolution wirkte sich auch bei uns aus und zerstörte viele Feuerlöscheinrichtungen. Unter großen Opfern kaufte man 1798 bei dem Straßburger Glockengießer Edel eine Spritze zum Preis von 1200 Livres. Die Feuerleitern und Haken waren, wie berichtet, an verschiedenen leicht zugänglichen Stellen der Stadt aufbewahrt, so daß sofort in jedem Stadtteil das Nötige zur Hand war.
In den vorliegenden Protokollen vom Jahr 1815 anfangend, finden sich vielfach Nachweise, daß deren Gebrauchsfähigkeit amtlich festgestellt wurde. Auch über Neuanschaffungen von Feuereimern etc. sind Berichte vorhanden. Sogar wird die Anschaffung von 100 Stück Eimern aus Strohgeflecht, von der Strafanstalt in Frankenthal bezogen, per Stück zu 1 Gulden 6 Kreuzer beschlossen.
Beim Übergang Lauterns an sein altes Herrscherhaus (1816), wurde Polizeikommissar Müllinghoff beauftragt, sofort Bericht über den Zustand des städtischen Löschwesens zu geben. Er beantragte die Anschaffung eines Gerätewagens zum Transport der Feuereimer und Neuformierung der Löschmannschaften.
Die älteste vorhandene Organisation nach der Zeit der französischen Regierung stammt aus dem Jahr 1823 und scheint vorbildlich bis zur Gründung der freiwilligen Feuerwehr resp. Bildung des Löschwesens auf neuzeitlichen Grundlagen gewesen zu sein.