Im Jahr 1837 wurde bei einem bedeutenden Brande die traurige Wahrnehmung gemacht, dass eine der großen Spritzen völlig versagte. Da in der Stadt niemand vorhanden war, der die dringend nötige Reparatur besorgen konnte, wurde im Stadtrat beschlossen, sich an eine auswärtige Spritzenfabrik zu wenden, koste es was es wolle.
Plötzlich erinnerte sich einer der Stadtväter gehört zu haben, bei dem Schlossermeister Phil. Schlosser sei ein junger Mechaniker in Arbeit, der zu solchen Sachen äußerst geschickt, sein Name sei Jakob Pfeiffer. Derselbe erklärte auf Anfrage der Stadtbehörde sich bereit, das Werk zum Preis von 68 Gulden wieder in brauchbaren Gang zu bringen.
Im Jahr 1843 war in Lautern eine Industrieausstellung, wo Herr Mechaniker Jakob Pfeiffer eine größere Feuerspritze und zwei kleine Handspritzen ausgestellt hatte, welche auf des Stadtrates von einer Kommission geprüft wurden. Nach dem Bericht des königl. Bauamtskondukteurs Mayer funktionierte die große Spritze und der dazu gehörende Zubringer tadellos, ebenso waren die Handspritzen von vorzüglicher Güte.
Für die große mit Zubringer verlangte Pfeiffer 1.525 Gulden, für die zwei Handspritzen 176 Gulden. In der Stadtratsverhandlung wurde festgestellt, dass nur eine größere, eine mittlere und kleine Feuerspritze vorhanden und die Anschaffung der Pfeifferschen Werke ein Akt der Notwendigkeit sei, damit die höchsten Gebäude wirksam geschützt werden könnten. Man wolle mit Jakob Pfeiffer wegen des Preises verhandeln und den Ankauf, vorausgesetzt, dass der Preis nicht so hoch sei, beschließen.
Jakob Pfeiffer will die alte unbrauchbare Spritze samt Schläuchen zurücknehmen und verlangte überdies noch 1.000 Gulden für die große neue Löschmaschine. Nach vielen Verhandlungen reduzierte er seine Forderung auf 850 Gulden und der Kauf wurde abgeschlossen. Herr Jakob Pfeiffer war der Gründer der heute sich eines weitverbreiteten Rufes erfreuenden Barbarossawerke Kaiserslautern.
Die damalige Organisation des Feuerlöschwesens erhielt sich bis zum Jahr 1865. Sie wurde wohl mehrmals ergänzt und der Mannschaftsstand verjüngt; aber die frische, fröhliche Kraft, mit den zerstörenden Elementen zu kämpfen, war ihr nicht gegeben. Allerorts war man bestrebt, die schwerfälligen, altüberlieferten, genau gesagt überlebten Bürgerwehren auf modernen, der Zeit entsprechenden Grundlagen auszugestalten.
Auch in Kaiserslautern regte sich ein neuer Geist. Denn jüngere Bürger und Bürgersöhne hatten auswärts auf Geschäftsreisen, Wanderschaft und höheren Schulen das tatkräftige, von einem Kommando geleitete Feuerlösch- wesen kennengelernt. Durch die im Jahre 1849 einsetzende Reaktion waren die früher bestandenen Sänger-, Schützen und Turnvereine eingegangen. An anderen Orten, wo sich solche erhielten, war nach rascher Pfälzer Weise das gesellschaftliche Leben wieder aufgeblüht.
Die Turnplätze belebten sich mit jungen, kräftigen Männern und es bedurfte nur einer kleinen Anregung weitsichtiger Männer und Lautern hatte neben seinen wiedererstandenen gesellschaftlichen Vereinen eine, wenn auch kleine, so doch wagemutige neuzeitliche freiwillige Feuerwehr. Der Bann des Veralteten, Hergebrachten war gebrochen, doch hatte die Jungmannschaft neben der Bürgerfeuerwehr keine angenehme Stellung. Sie mußte sich ihre Anerkennung erst erkämpfen. Jedermann sah aber ein, dass nur eine Änderung auf Grundlage der freiwilligen Wehr Besserung bringen werde, und so kam’s dann auch.
Wie die Gründung vor sich gegangen und wer die wackeren Männer waren, die trotz gegnerischer Einflüsse das schöne Werk vollbrachten, lässt sich am ausführlichsten in der am 25jährigen Jubelfest gehaltenen Festrede eines der Gründer und späteren langjährigen I. Kommandanten der Feuerwehr, Herr Wilhelm Gelbert, erkennen.
Wir wollen den Festbericht über das hochbedeutsame 25jährige Jubelfest der Wehr, wie ihn die Pfälzische Volkszeitung in Nr. 167 am 18. Juni 1883 gebracht hat, dem Wortlaut nach hier nicht anführen, jedoch Notiz von einem Reskript der Regierung in Speyer an das Kaiserslauterer Bürgermeisteramt nehmen, aus dem das sichere Datum der Bildung einer Freiwilligen Feuerwehr in Kaiserslautern hervorgeht. Das Schriftstück trägt das Datum: Speyer, den 4. Juli 1858 und ist von Herrn Regierungspräsident v. Lohe unterschrieben.
Vom Bezirksamt wurde es am 13. Juli 1858 dem Bürger- meisteramt Kaiserslautern übermittelt. Bei der Gründung des pfälzischen Feuerwehrverbandes im Jahre 1869 wurde unsere Feuerwehr in den engeren Ausschuss gewählt.
Auch bei der Wahl des Ausschusses des im Jahr 1878 geschaffenen Bezirksverbandes wurde die hiesige Feuerwehr an die Spitze des Verbandes berufen. Das Jahr 1880 brachte für die Pfalz eine vollständige Umgestaltung und Erneuerung in das Löschwesen, denn es wurden auf Anregung des pfälzischen Feuerwehrverbandes eigene distriktpolizeiliche Feuerlösch-Ordnungen erlassen, so auch in unserem Bezirke für sämtliche Gemeinden des Bezirkes.
Da jedoch die Feuerlöschordnung der Stadt Kaiserslautern beinah vollständig mit diesen distriktpolizeilichen Vorschriften übereinstimmte, so wurde der Stadt von Seiten des königl. Bezirksamtes gestattet, ihre bisherige Feuerlösch-Ordnung beizubehalten. Wie überhaupt die Herren Beamten des königl. Bezirks der Feuerwehr immer in jeder Beziehung in höchst liebenswürdiger Weise entgegenkamen.
Schon im April 1883 hatte Kommandant W. Gelbert die Gründung einer Unfallkasse angeregt. Diese wurde im Jahre 1884 auf dem Bezirksfeuerwehrtag in Enkenbach beschlossen, jedoch von der Regierung vorerst nicht genehmigt, trotzdem der Kirchheimbolander Bezirk solche, auf gleicher Grundlage aufgebaut, schon eingeführt hatte. Einen wunden Punkt, der sich bei der Ausdehnung des Stadtbezirkes schon vielfach unliebsam geltend gemacht, berührte der II Kommandant Bumiller. Es war die mangelhafte Alarmeinrichtung. Sein Antrag ging vorläufig dahin, dass man die Nachtwache mit Hupen versehen möge, was auch geschah.
In der Sitzung am 14. Mai 1885 erklärte der langjährige I. Kommandant Wilhelm Gelbert, dass er nun zurücktreten wolle, was von allen Anwesenden mit großem Bedauern aufgenommen wurde. Bei der Neuwahl wurde der seitherige II. Kommandant Bumiller zum I. und Baumeister Adam Heil zum II. Kommandanten gewählt. Auch der langjährige Führer der Steigermannschaft, Ph. Andrä, erklärte seinen Rücktritt und es wurde der seitherige Abteilungsführer Franz Mayer von der Mannschaft zu diesem Posten berufen. Beide waren schon Mitglied der ersten freiwilligen Feuerwehr. An Stelle eines der Mitgründer der Wehr, Herr Brauereibesitzer Köhl, welcher der Löschdirektion angehörte (derselbe war mit Tod abgegangen), wurde vom Stadtrat Herr W. Gelbert berufen.
In der Nacht vom 3. auf 4. Juni 1884 brach der große Brand in der Nähmaschinenfabrik König & Co. aus. Großer Wassermangel machte sich auf das empfindlichste geltend, die wenigen, meist artesischen Brunnen in der Nähe waren nicht ausreichend. Trotzdem von den Brauereien unausgesetzt mächtige mit Wasser gefüllte Fässer herbeigefahren wurden, konnte man den gierigen Elementen nur schwer Einhalt gebieten. Auch die schon so oft gerügte mangelhafte Alarmierung einzelner Stadtteile war schuld, dass viele Feuerwehrmänner zu spät oder gar nicht auf dem Brandplatz erschienen. Die Büttenträger, die anstelle der „Reihenbildung“ zum Heranreichen der gefüllten Eimer getreten, waren nicht imstande, die Spritzen mit genügend Wasser zu versorgen, wie es bei einem ausgedehnten Brande nötig war. Genug, man war eine Erfahrung reicher und vielfach wurde in der Bürgerschaft der Wunsch laut: „Hier muss eine Änderung auf irgend eine Art geschaffen werden, hier kann nur eine Wasserleitung Abhilfe bringen“.
Vom Bürgermeisteramt kam an’s Kommando die Mitteilung: „In Zukunft müssen alle Ausgaben für Reparaturen an den Geräten und Neuanschaffungen dem städtischen Bauamt angezeigt und von dieser Stelle begutachtet und angewiesen werden“.
Kommandant Bumiller legte sofort die Führung nieder mit der Begründung: „Es sei nicht angängig, erst von anderer Stelle Gutachten einzuholen, solche im Interesse des Feuerlöschwesens sofort ausgeführt werden, damit sich alles im Ernstfalle in schlagfertigem Zustand befinde“. Sämtliche Chargierten schlossen sich diesem Vorgang an, im Falle nicht umgehend der Erlass zurückgezogen werde, da eine Verzögerung in der Herstellung der Geräte unter Umständen verhängnisvoll werden könne. Das Bürgermeisteramt nahm nach eingehender Beratung den Erlass wieder zurück.
Auf den Erzhütten, welche zur Stadt gehören, wurde eine Feuerwehr errichtet und die Mannschaften einexerziert.Dem Antrag, die vier Quartierspritzen in den äußeren Stadtteilen aufzustellen, wurde Folge gegeben. An Stelle des Steigerführers Fr. Mayer wurde Chr. Käufer gewählt.
Bei dem sehr gefährlichen Brand im Gewerbemuseum hatte die Feuerwehr einen schweren Stand. Es herrschte ein Frost von 16 Grad Reaumur; Wassermangel bei der Höhenlage, mangelhafte Alarmierung, alles traf zusammen. Dem Stolz der Stadt, dem herrlichen, mit wertvollen Kunstschätzen ausgestatteten Bau, drohte schwere Gefahr.
Doch unverzagt ging man an’s Werk. Der Hydrophor wurde an die Lauter gestellt und von da aus eine Schlauchleitung von Spritze zu Spritze bis zur Höhe des Brandplatzes gelegt und so dem entfesselten Element Halt geboten. Fast allen Mannschaften waren in der grimmigen Kälte von dem ausströmenden Wasser die Kleider steif gefroren. Die auf dem Boden liegenden Schläuche konnten nur zum Teil wieder in Gebrauch genommen, vieles musste sofort ersetzt und ergänzt werden.
So wurde ein neuer Gerätewagen zu 400 Mark für nötig gehalten und angeschafft. Hier soll noch als sehr beachtens- und nachahmenswert eingeschaltet werden, dass alle Wünsche der Leitung des Feuerlöschwesens ohne Ansehen der Kosten vielfach weit über den jährlich ausgeworfenen Kredit hinaus anstandslos von der Stadtverwaltung genehmigt wurden.